Pfeife oder Zigarre.

Beatles oder Stones. Michael Jackson oder Prince. Karnivor oder vegan. Frühaufsteher oder Siebenschläfer. Hund oder Katze.

Die Aufzählung könnte endlos so weiter gehen. Tatsächlich, seid ich das Vergnügen habe, den onlineShop – und bald auch Analog-Shop – Fumar.ch zu betreuen, bin ich in unzähligen Foren und Gruppen auf Facebook dabei. Und ausser Chaines des Fumeurs und Fumar.ch, die ich selber startete, gibt es in den Sozialen Medien keinen einzigen Blog, oder einen Ort, wo man über beide Genussformen lästert.

Die Pfeifenraucher* (hihi, ich habe tatsächlich ein Gendersternchen gemacht) werden von den Zigarrenrauchern, äh, Zigarrenraucherinnen eher etwas belächelt. Sie finden diese Old School. Sie denken sogar, das ist ein einfaches Vergnügen. Die Simplizität des Tabakinslochundflammedraufhalten.

Ist es nicht! Liebe Lesenden; sich eine Tabakpfeife zu kredenzen bedeutet deutlich mehr Komplexität als sich eine Zigarre anzuzünden.

Schon die Beschaffung:

Bei Zigarren wählt man ein Land, ein Format, eine Marke, eine Länge, ein Ringmass und einen Preis. Es kommen die unterschiedlichen Einlagen (Longfiller/Shortfiller), Umblätter und Deckblätter dazu. Dazu philosophieren die Aficionados und Aficionadas über den richtigen Cut, den wahren Lighter und die länge der Fermentation und Lagerung. Auch übers Aging wird viel „nachgedacht“.

Bei der Tabakpfeife wählt man aus mehr als einem Dutzend verschiedenen Grundformen, Bent, Straight, Halfbent, Lovat, Army, Apple Pot, Billard, Poker, Bulldog, Pocket, Rhodesian, Freehand und viele mehr. Dazu kommt die Wahl des Material für den Kopf, nebst dem bekannten Bruyère-Holz und dem Meerschaum gibt es wiederum mehr als ein Dutzend Holzarten, bis zum Maiskolben, die sich durchaus eignen, um was Genussfertiges zu kreieren. Darüber hinaus, sind die Pfeifenköpfe glatt, rustiziert oder Sandgestrahlt. Hier in etwa die Vielfalt von 0.5 Prozent eines einzigen Herstellers.

Hast Du Dich schon mal über den Durchmesser des Holms oder des Zugloches mit jemandem unterhalten? Oder die Länge und das Materials des Holms, über das Mundstück oder gar die Applikation , die den Holm mit dem Pfeifenkopf verbindet?

Ganz zu schweigen von der Beschaffung des richtigen Tabaks – zur entsprechenden Pfeife – zum entsprechenden Wetter – zum entsprechenden Genussmoment. Es gibt Tausende von verschiedenen Tabakmarken- und Mischungen. In Kombination mit der richtigen Pfeife gibt es mehrere Milliarden Möglichkeiten etwas falsch zu machen. Nicht erschrecken: Natürlich nur, wenn man darauf hören möchte, was in den Foren so erzählt wird.

Beim Rauchen:

Da diskutieren Zigarrenraucher nur noch über die richtige Handhaltung und die Aromenentwicklung im 1., 2. und 3. Drittel. Natürlich über den Durchzug.

Pfeifenrauchende fragen sich: Wie rauche ich eine neue Pfeife ein? Mit oder ohne Einrauchpaste und wenn ja, mit welcher? Wie stopfe ich die Pfeife richtig. Fest oder locker? Mit oder ohne Filter. Und wenn ja, mit welchem. Mit oder ohne Keystones. Wie entfache ich die Glut? Wie stark soll ich ziehen? Wie heiss darf die Pfeife werden. Wie trocken soll der Tabak sein? Wie und wo lasst Ihr den trocknen? Wie bewahrt Ihr ihn auf? Geht Tupperware? Und natürlich lassen sie sich auch über die Aromen aus oder darüber, ob man auch den letzten Rest des Tabaks noch anfeuern soll.

Zur Pflege:

Für die Zigarren ist es einfach, ist sie geraucht, wird sie gelöscht, am besten einfach ausglühen lassen.

Bei der Tabakpfeife fängt es jetzt erst recht an. Wann kratzt/schabt man mit was die Aschenreste raus? Im heissen, warmen oder kalten Zustand. Darf man sie ausklopfen? Was wenn der Cake zu dick wird. Hat die Pfeife ein Loch, oder einen Sprung im Holz oder ist das nur der Cake.? Welche Pfeifenputzer nutzt Ihr so? Wie poliert Ihr Eure Lieblinge? Wie viele Pfeifen sind richtig? Darf man eine Pfeife mehr als einmal am Tag anzünden?

Braucht Ihr noch mehr Fakten? Wohl kaum, denn es ist fast unendlich, was die Pfeife bietet. Und es kann höchst anspruchsvoll sein, wenn man das so will.

Es geht aber auch einfach: Tabak reinstopfen und anzünden. Du merkst dann mit der Zeit schon, wie es Dir am besten schmeckt.

Simpel, wie bei der Zigarre.

Kommt noch dazu: Die Zigarren- und Pfeifengeniesser trinken die gleichen Whiskys und Rums, essen die gleiche dunkle Schokolade, und werden genau so ausgegrenzt und angepöbelt, wenn eine ihrer Duftwolken in die Falschen Nasenlöcher gelangt.

Und was denkt Ihr so? Pfeife oder Zigarre – oder Hybrid?